Dienstag, 7. Juni 2016

Über Tomaten, rhetorische Herausforderungen und Hochsensible am Rednerpult

Nach meinem letzten Vortrag vor ein paar Tagen wurde ich wieder gefragt, ob es mir als Hochsensible nicht schwerfalle, vor Publikum zu stehen und Vorträge zu halten. Die Frage kam sogar von einer HSP. Nun: wir Hochsensiblen sind ja nicht ängstlich oder geistig schwächlich. Warum sollte es mir als HSP denn schwerer fallen, als Nicht-HSPs? Im Gegenteil! Meine Hochsensibilität ist doch eine feine Sache! Ich kann auf meine Intuition vertrauen, in genau diesem Moment das Richtige zu sagen und die Menschen – auch Publikum – genannt, genau da abzuholen, wo sie stehen (oder meistens sitzen). Ich kann auf mein nicht-linerares und übergeordnetes Denken zurückgreifen und Zusammenhänge herstellen, die andere (Nicht-HSPs) vielleicht gar nie sehen und herleiten können. Und ich kann mich um so viel mehr ganz ganz doll freuen, wenn ich die Menschen mit dem, was ich sage, erreiche! Und sie motiviere, auch mehr Selbstvertrauen in sich und ihre Fähigkeiten zu entwickeln!


Und was ist mit der Angst vor Tomaten?


Mal ganz ehrlich: sind "durchschnittlich" sensible Menschen vor der berühmten Angst vor Tomaten gefeiht? Niemand will sich blamieren lassen, niemand dumm dastehen. Ich bin zum Glück noch nie beworfen worden :-) Mag sein, dass ein Anderer sogenannte "unbequeme" Fragen schon als Tomaten wertet. Dann kann ich nur sagen: ich mag Tomaten! Ich nehme sie sogar gerne entgegen und bedanke mich noch dafür. Denn es sind ja eben genau diese Einwürfe, die mir aufzeigen, was die Menschen bewegt und worauf ich noch nicht eingegangen bin.

Gerade Hochsensible können sehr viel innere Stärke haben. Wenn ich tief drin weiß, was ich zu sagen habe, und wenn ich weiß, dass es verdammt noch mal wichtig ist, gesagt zu werden, hat es 1. meine eigene Angst ziemlich schwer, mich davon abzuhalten und 2. bläst mich dann ein bisschen Gegenwind auch nicht gleich um. Das klingt einfach, ist es natürlich nicht immer. Aber was in meinem Fall die Sache erleichtert: es entspricht meinem Naturell, etwas darzustellen, etwas zu kreieren, und einem mir wichtigen Thema meine Stimme und Präsenz zu leihen. Böse Zungen meinen – und da wären wir wieder bei den Tomaten – ich würde mich nur selbst darstellen. Merkwürdigerweise kommt dieser Vorwurf genau von den Menschen, die am allerwenigsten Erfahrung mit dem Bühnenleben haben.

Rhetorische Herausforderungen


Oft wird dem Halten eines Vortrages eine verkäuferische Absicht zu Grunde gelegt, mindestens jedoch soll das Publikum überzeugt werden. Die meisten Hochsensiblen haben sehr empfindliche Antennen und reagieren abweisend auf Verkaufsreden. Habe ich diese Menschen als Publikum vor mir ist das mein Glück, denn was meine rhetorischen Fähigkeiten angeht, bin ich sehr realistisch. Meine Motivation ist auch nicht das Gewinnen eines Rhetorik-Preises. Auch mit dem Wort "überzeugen" habe ich so meine Schwierigkeiten. Ich habe Freude daran, Menschen zu gewinnen! Für die Sache übrigens, nicht für mich. Und ich schreibe mir auf die Fahne das Aufzeigen von Möglichkeiten, das Informieren, das Motivieren und Initiieren, auch Agitieren.
Kommende Woche werde ich zum ersten Mal einen Vortrag über Hochsensible Menschen bei den Rotariern halten. Vor Geschäftsleuten also, die sich soziales Engagement auf die Fahnen geschrieben haben. Sicher werde ich dort kein hauptsächlich hochsensibles Publikum antreffen. Trotzdem werde ich weder Standpunkte noch sonst etwas verkaufen und ich werde niemanden versuchen zu überzeugen. Und ich bin sehr gespannt auf die Tomaten ;-)

Ich werde berichten!
Eure Mona Suzann Pfeil

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