Montag, 18. Februar 2019

Wie geht Songwriting? Wie kommen die Ideen?


Neulich im sing!Vocalcoaching... fragte mich Andi, einer meiner Vocalcoachees, wie ich das denn so mache, mit dem Komponieren und dem Songwriting. Woher kommen die Ideen? Irgendwie traue er sich noch nicht so richtig ran und habe auch noch keine wirklich guten Ideen; aber sein Ziel sei, irgendwann eigene Songs zu singen und sich an der Gitarre selbst zu begleiten ...OK!


Ich habe ihm dann folgende Strategie vorgeschlagen:


Wir haben einen Folk Klassiker genommen, einen Song an dem wir schon mal gearbeitet hatten: The House Of The Rising Sun. Meine Idee war, diesen Song einfach mal komplett umzuarrangieren, zu reharmonisieren und eine ganz eigene individuelle Version daraus zu machen. Also die Originalkomposition (in diesem Fall sowieso unklar, wo die genau herkommt...) mal ganz frisch frank und frei als ”Material” anzusehen und zu schauen, was man damit noch alles machen kann. (das kann man übrigens auch sehr schön mit eigenen Kompositionen machen, die sich überholt haben)

Der Trick mit den Lieblingsharmonien


Die Vorgehensweise war zuerst ganz simpel:
Ich bat Andi, in der gewählten Tonart A moll mal nur zwei Harmonien / Akkorde festzulegen, die er mag, bei denen ihm das Gitarristenherz aufgeht und dann über diesen ganz rudimentären Harmoniewechsel den Song oder Teile davon zu singen.

In der nächsten sing!Stunde präsentierte er mir dann Am und C gezupft auf der Gitarre und sang die Lyrics von House Of The Rising Sun in einer eigenen, ganz reduzierten Melodie, melancholisch und eindringlich dazu. Ganz lange Bögen, ganz sparsame Harmoniewechsel, und seine schöne klare Stimme. Klingt simpel? Ja, ist es im Prinzip auch. Erfüllte aber genau den Zweck, den ich beabsichtigte: es setzte bei Andi Einiges an Kreativität frei und er entfernte sich vollkommen von der Originalmelodie. Ein Anfang war gemacht.

Die restliche sing!Stunde haben wir dann noch an der stimmlichen Performance gearbeitet, Hausaufgabe bis nächstes Mal:
Einen 3. Akkord als Kontrapunkt zu finden und zu schauen, was dann passiert.

Aus alt mach neu


Nächste sing!Stunde: Nun kam er mit dem zusätzlich ausgewählten wunderschönen F9. Also Am / C / Am C / F9 ...
Die Harmoniewechsel wurden wieder etwas mehr und die melancholische Melodie bewegte sich nun einmal tief, einmal hoch. Die Melodieführung war einfach, bluesy und hatte was. Im zweiten Durchgang dann eine schöne Steigerung in der Oktavierung der vocal line nach oben, und dann – als ich schon richtig neugierig war, wie es jetzt denn weitergehen könnte – kam die Überraschung:

Die Originalmelodie, ja da schau her! aber eben doch einen Tuck anders gesungen, als man's kennt. Andi-like eben.
Aber zuviel will ich jetzt nicht mehr verraten. Es ist Andi's Version, und ich mag sie! Sie ist stimmig, er fühlt sich wohl damit und  kommt deshalb authentisch rüber. Vielleicht wird die Welt sie mal zu hören bekommen :-)

Fazit:


Insgesamt ging mein Plan also auf:
Anstatt auf Biegen und Brechen komponieren zu wollen lieber erst mal mit dem Arrangieren anzufangen. Das setzt kreatives Potenzial frei, ohne sich am Anfang schon Druck zu machen, etwas komplett Neues Großartiges Revolutionäres... UFFF erfinden zu müssen. Lieber entspannt den eigenen Stil sich behutsam entwickeln lassen. Etwas Großes braucht zuerst Raum.

Andi jedenfalls ist in dieser Vorgehensweise sehr aufgeblüht und fühlte sich gar nicht mehr so weit vom Songwriting entfernt ;-))

Frag Deine Oma


Ich hatte dann noch einen weiteren Tipp für ihn, da er meinte, er wäre mit seinen eigenen Textideen noch nicht so glücklich:
Finde einen Poeten, einen Schriftsteller, dessen Gedichte oder Geschichten Dich inspirieren, und vertone diese. Vielleicht hast Du jemanden im Bekanntenkreis oder unter Deinen SocialNetwork-Kontakten, der gerne schreibt, mache eine Kooperation! Er oder sie liefert die Lyrics und Du die Musik! Du kannst auch das Tagebuch Deiner Oma vertonen, oder oder oder... Es gibt viele Möglichkeiten an tolle und außergewöhnliche Texte ranzukommen. Man muss nicht alles selbstmachen.

Wenn dieser BlogPost eine Anregung für diejenigen unter Euch ist, die auch gerne ihr eigenes Ding machen wollen, freut es mich :-)

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Eure sing!Coach Mona Suzann

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