Wer hat es leichter: der/die hochsensible ManagerIn oder der/die SachbearbeiterIn?
Nach meinen Vorträgen in
den Diskussionsrunden werde ich immer wieder gefragt: Haben es Hochsensible in „sehr guten Arbeitsverhältnissen“
leichter, positive Veränderungen zu erreichen – für sich, für dir Abteilung, für
die Mitarbeiter, fürs Unternehmen...?
Einige Hochsensible in
„normalen Arbeitsverhältnissen“ berichten, dass sie mit ihrer Hochsensibilität
eher anecken und es als utopisch ansehen, positive Veränderungen zu initiieren
oder zu erreichen.
Zuallererst sei einmal
definiert:
Was ist ein "sehr gutes Arbeitsverhältnis"?
Eine hohe Position? Diese bedeutet nicht automatisch eine höhere Chance auf ein offenes Ohr der Hierarchieebenen darüber. Gerade in den hohen Positionen weht oft ein recht strammer Wind und um da „dazuzugehören“ fühlen sich sensible Menschen oft genötigt, ein „Spiel“ mitzuspielen, deren Spielregeln nicht ihre sind und die sie selbst am Liebsten ändern würden (und oft nicht können). Genau deshalb sind in den Chefetagen momentan auch noch so wenig Hochsensible anzutreffen. Aber es gibt sie!
Was ich persönlich als
gutes Arbeitsverhältnis bezeichne: ein offenes Klima im Unternehmen – dieses
erhöht die Chance stark, mit Veränderungsvorschlägen und Wünschen auch auf offene
Ohren zu stoßen.
Hier mit gutem Beispiel
voranzugehen und sich gegenüber Kollegen und Vorgesetzen achtsam, respektvoll
und ehrlich zu verhalten, kann maßgeblich zu einem besseren Umgang
untereinander beitragen.
Die Hochsensibilität ist in der Wahrnehmung im Arbeitsleben leider bislang auf keiner Hierarchieebene wirklich angekommen.
Wie innovationsfreudig Chefs
oder Vorgesetzte sind und wieviel Veränderung sie zulassen hat weder etwas mit
der Führungsebene noch mit Gehaltsklassen zu tun.
Ein engstirniger oder
ängstlicher Vorgesetzter bleibt ein engstirniger oder ängstlicher Vorgesetzter,
egal wie hoch sein Gehalt oder das seiner Mitarbeiter ist.
Wohl jede oder jeder ist
vermutlich schon mit Vorgesetzten aneinander geraten und gerade Hochsensiblen
mit ihrem ausgeprägten Harmoniebedürfnis fällt es wirklich schwer, im
Arbeitsleben kritische Töne anzustimmen. Aber es lohnt sich, auch Vorgesetzte
verkraften Kritik, sofern sie sachlich bleibt. Und genau das kann man lernen.
Größe hat mit der Position zu tun, die ein Mensch in seinem Leben einnimmt.
Wer Veränderungen will sollte zuallererst bei sich selbst beginnen. Gerade für HSPs ist es elementar wichtig, ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen.
Ausdruck kommt von
innen. Und Größe hat mit genau der Position zu tun, die ein Mensch in seinem
Leben einnimmt. Auch als SachbearbeiterIn oder MinijobberIn kann ich souverän
nach außen wahrgenommen werden. Mitarbeiter sind alle gleichwertig und
gleichwürdig, ohne sie wäre ein Vorgesetzter oder eine Vorgesetzte niemandem
mehr vorgesetzt. Sich das immer mal wieder zu veranschaulichen, kann helfen,
aufkommende Angst zu überwinden.
Mit der eigenen Angst
lernen, umzugehen, und sich zu vergegenwärtigen, dass es etwas Wichtigeres als
diese Angst gibt, ist ein weiterer wichtiger Lernaspekt. Und – Hand aufs Herz –
auch die gefürchteten Totschlagargumente sind nur so lange Totschlagargumente
bis man die Schläge nicht mehr annimmt, sich nicht geschlagen gibt. Müssen wir
uns denn wirklich in diese Kriegsschauplätze hineinziehen lassen? Es gibt
wirklich bessere Methoden für Businesskünstler. Killerargumente kann man mit
etwas Übung abschwächen und sogar umzukehren. Sie sagen immer etwas über die
oder denjenigen aus, wer sie verteilt, und auch über die oder denjenigen, an
wen sie gerichtet sind. Wer diese Botschaften dechiffrieren kann, ist in der
Lage, aus Killern und Totschlagargumenten eine fruchtbare Kommunikation zu
gestalten. So mancher vermeintliche „Gegner“ ist auf diese Weise schon zum
Verbündeten geworden. Klingt sehr theoretisch, funktioniert aber!
Apropos Verbündete:
Jeder braucht sie, auch HSPs. Ob Willi Brand, Tschaikowski, Björk oder Karl Lagerfeld, auch sie hatten es nicht immer leicht, auch sie hatten ihre Verbindungsleute, auch sie mussten eine ganze Menge Mut aufbringen und Tiefschläge einstecken. Was wäre uns entgangen, wenn sie aufgegeben hätten?
Und wenn trotz aller
Vorschläge und aller Kritik in einem Unternehmen keine Veränderung erwünscht
ist, dann sollte ich als HSP die Konsequenz ziehen und kündigen.
Denn eines jeden
Menschen Kraft und Energie ist endlich. Und es ist allemal besser, eine
aussichtslose Situation noch mit eigener Kraft zu beenden und die Wahl zu
haben, meine Talente und Fähigkeiten nicht zu vergeuden, sondern sie dem
Unternehmen und dem Arbeitgeber zur Verfügung zu stellen, der sie auch
wertschätzt und verdient.
Mit Freude und Respekt,
Eure Businesskünstlerin Mona Suzann Pfeil
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