Was sind unsere Stärken in Deutschland? Worauf können wir bauen? Wodurch unterscheiden wir uns von anderen Nationen? Im internationalen Ranking ist es wie in der Werbung: Das Image ist enorm wichtig. Stimmt die Außenwahrnehmung (durch andere) nicht mit dem Inneren (den eigenen Überzeugungen) überein, ist kein Unternehmen und auch keine Nation zukunftssicher. Das sage ich jetzt einfach mal vollmundig als ehemalige Werberin. In der Werbung werden exorbitante Summen für ein stimmiges Corporate Identity (Werbesprache: Unternehmens-Identität) und für Image-Kampagnen ausgegeben. Wenn es gelingt – und dazu gehört auch, dass das Unternehmen sein Image lebt – ist die Identifizierung punktgenau zu benennen:
BMW steht für Fahrspaß. Coca Cola steht schon ewig für Jugendlichkeit.Jewer steht für Natürlichkeit.
Amazon steht für Kundenfreundlichkeit. Oder sollte man sagen stand? Leider steht dieses Unternahmen, was eigentlich etwas Großartiges in der Logistik- und Handelsbranche aufgebaut hat, mittlerweile auch für Ausbeutung.
Warum? Weil das Image nicht verantwortungsvoll umgesetzt wurde und weil der Verbraucher mittlerweile eben kritischer geworden ist. Zum Glück!
Das ist also ein ideales Beispiel, wie wichtig die Wirkung nach außen ist. Kleinigkeiten können heute ganz schnell einen Shit Storm im Internet auslösen. Die Zukunft eines Unternehmen kann ganz schnell in Frage gestellt werden, wenn es in Verruf gerät. Kunden bleiben aus oder wenden sich ab, gute Mitarbeiter wandern ab. Dieses Unternehmen wird vermutlich pleite gehen. Denn: Verbraucher und Mitarbeiter sind Menschen, und es ist ihnen (also uns allen) heute wichtig, sich mit Arbeitgeber oder Geschäftspartnern identifizieren zu können. Ist es nicht so?
Zurück zu unserer Nation:
Womit identifizieren wir uns Deutsche? Und wie werden wir von anderen Nationen gesehen?
Ich stelle mal ein paar Vergleiche auf:
Die USA stehen für Pragmatismus und Optimismus. Letzteres – vor allem – fehlt uns Deutschen.
Indien steht für Aufbruch, für Wandel. Diesen Pioniergeist findet man in Deutschland momentan nicht.
Brasilien ist das Land der unerschütterlichen Hoffnung (desculpe, queridos brasileiros!).
China steht für Disziplin und Schnelligkeit. Da können wir (und auch andere) unmöglich mithalten.
Italiener und Franzosen sind Weltklasse im Improvisieren und machen das zum Konzept; dem gegenüber steht unser ausgeprägter Perfektionismus, der das Improvisieren nur als Notlösung vorsieht, wenn die Planung versagt hat. Improvisieren ist also bei uns eher negativ behaftet.
Ich denke, das reicht, um aufzuzeigen, wofür wir NICHT stehen.
Was aber ist es dann, WOFÜR DEUTSCHLAND STEHT???
Für Verlässlichkeit und dafür, dass die Dinge funktionieren? Ich fürchte, diese bisherigen Pluspunkte werden seit einigen Jahren bei der Realisierung von Großprojekten beispielsweise in Berlin und in Stuttgart verspielt.
Stehen wir für Ehrlichkeit? Das wäre wünschenswert, von außen werden wir oft so gesehen, die direkten – manchmal zu direkten – Deutschen, die sagen, was sie denken und machen, was sie sagen. Aber bringt uns das wirklich weiter??? Das reicht nicht!
Was ich sehe, ist EIN ganz entscheidender USP (schon wieder Werbesprache und bedeutet "Unique Selling Proposition", auf Deutsch: das Alleinstellungsmerkmal):
Unsere Köpfe! Deutschland ist ein Land der Denker! Und der Dichter auch, ja genau! Das waren wir schon immer und darauf sollten wir uns besinnen!
Wie aber gehen wir um, mit unseren Denkern und Dichtern, mit unseren schlauen, kreativen, sensiblen, quer- und vorausdenkenden Köpfen? Wir verstecken sie! Wir vergessen sie, wir machen es Ihnen unendlich schwer bis unmöglich, in einem Bildungssystem, das auf Masse anstatt auf Klasse ausgerichtet ist, ihre Fähigkeiten einzubringen. Individualität ist nicht gefragt. Jemand der von "der Norm" abweicht flöst Angst ein, verunsichert. Er oder sie ist nicht planbar, nicht einschätzbar.
Eine herausragend hohe Sensibilität wird als Abartigkeit wahrgenommen. Ein herausragender Intellekt wird erst wahrgenommen, wenn der oder diejenige es aus eigener Anstrengung heraus geschafft hat. Dann werden diese Menschen angehimmelt und vergöttert, mit Ehrungen und Auszeichnungen überhäuft.
Dabei könnten wir mehr von denen haben. Sie sind unter uns. 3 % der Deutschen sind laut Statistik kognitiv hochbegabt – das sind 2 Millionen von uns. Mindestens 20 % der Deutschen haben eine überdurchschnittliche Wahrnehmungsbegabung, die man als Hochsensibilität bezeichnet – das sind 16 Millionen. Jeder 4. oder 5. von uns ist also mit solch einer herausragenden Begabung gesegnet. Wo sind die? Warum nehmen wir sie nicht wahr? Warum müssen die sich verstecken? Wollen wir das wirklich? Sicher nicht!
Anstatt diese schon als Kinder irgendwie anders wirkenden Menschen mit Befunden wir ADHS oder psychisch labil zu stigmatisieren und heilen oder therapieren zu wollen, wäre mein Vorschlag:
Gehen wir aufeinander zu und lernen wir uns kennen!
Ob jemand eine Lese-Rechtschreibschwäche oder ein hohes Energielevel hat, schüchtern wirkt oder ungewöhnliche Ansichten äußert – jeder Mensch hat seine Begabungen – nicht selten herausragende.
Ich habe eine Vision: Hochsensibilität und Hochbegabung wird nicht mehr versteckt und von der Mitwelt toleriert. Die Förderung der individuellen Talente wird zunehmen und damit auch der Respekt vor den besonderen Leistungen eines jeden Menschen. Im Moment mag es noch wie ein Paradoxum erscheinen: meine Vision eines Highly Sensitive Business.
Aber genau das wäre unser Alleinstellungsmerkmal:
DEUTSCHLAND – LAND DER DICHTER UND DENKER.
Ich hab es nicht erfunden, wir waren es einst auch. Und nun – geliebtes Deutschland: lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass wir wieder mit ganzer Überzeugung dazu stehen, wofür wir stehen. Damit es auch in der Welt wieder wahrgenommen wird, wofür wir stehen, was unser Leitbild ist!
Nämlich eine nachhaltige und hochsensible Gesellschafts- und Wirtschaftskultur.
Ich bin überzeugt, dass von dem Umdenken nicht nur die Hochsensiblen und Hochbegabten selbst profitieren, sondern die ganze Gesellschaft, unsere Wirtschaft und... (ich wage es kaum zu denken) … die ganze Welt.
Mit Freude und Respekt, Mona Suzann Pfeil
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